Ex-Agent Leo Martin zündete die „Geheimwaffe Vertrauen“

24. Mai 2016
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Vortrag Leo Martin Zentrum Wissen – Dienstag, 24.05.2016

Geheimdienst-Devise: Menschen rühren, nicht schütteln

Ex-Agent Leo Martin zündete die „Geheimwaffe Vertrauen“

Ein Hauch von Geheimnis umgibt ihn, wo immer er auftritt: Die Rede ist von Leo Martin, Ex-Geheimagent eines großen Inlands-Nachrichtendienstes – und aufgrund dessen gern als „deutscher James Bond“ bezeichnet.

Dass jedoch die charakteristischen 007-Klischees wie flotte Autos, wilde Verfolgungsjagden und attraktive Frauen nicht auf seiner beruflichen Tagesordnung standen, verdeutlichte Martin – der Name ist zum Schutz seiner Identität ein Pseudonym – in der HNA-Veranstaltungsreihe Zentrum Wissen am Dienstagabend rund 250 Gästen im voll besetzten Saal der Orangerie Kassel.

In einer informativen und zugleich kurzweiligen Präsentation des Themas „Geheimwaffe Vertrauen – Die Kunst, Menschen an sich zu binden“ gab der Münchner Einblicke in sein taktisches Vorgehen beim Aufdecken von Fällen der organisierten Kriminalität rund um Menschenhandel, Drogenschmuggel und Co. sowie seine Spezialaufgabe, Informanten aus dem kriminellen Milieu, so genannten Vertrauens-Leute (V-Leute), anzuwerben und zu führen

Grundsätzlich komme es darauf an, in kürzester Zeit die Denk- und Handlungsmuster fremder Menschen zu entschlüsseln, die sie antreibenden Motive und Bedürfnisse zu analysieren – und die eigene Handlungsweise darauf auszurichten, so der studierte Kriminalpsychologe.

Bei jedem Verhör von Schwerverbrechern gelte es, Härte in der Sache zu zeigen, trotz aller Widrigkeiten jedoch Rücksicht auf die Menschen zu nehmen. Selbst nach übelsten Taten müsse ein Agent positive Aspekte in seinem Gegenüber finden und diesem die Möglichkeit geben, sein Gesicht zu wahren, denn: Nur durch das Zugeständnis von Grundbedürfnissen wie Wertschätzung und Sicherheit sowie das daraus entstehende Vertrauen eröffne man sich selbst jene notwenigen Handlungsspielräume, um an Informationen zu gelangen. Das „Abkanzeln“ des Menschen hinter der Tat hingegen werde zur psychologischen Falle und Druck erzeuge ausschließlich Gegendruck. Solche Verhaltensweisen seien nicht geeignet, um den Zugangscode des anderen zu knacken. „Wenn man das Vertrauen eines Menschen gewinnen möchte, muss man ihn positiv wahrnehmen – das gilt auch im (all-)täglichen Berufs- und Privatleben.

Einige Verfahrensweisen und Tricks aus seiner ehemaligen Agententätigkeit demonstrierte der heutige Bestseller-Autor, Referent und Führungsmanagement-Coach anhand unterhaltsamer Interaktionen mit dem Publikum:

Dabei demonstrierte das gesamte Auditorium ebenso unfreiwillig wie humorvoll die durch Martin provozierte Hartnäckigkeit unbewusst ablaufender, eingefahrener und bis zum Kontrollverlust reichender Verhaltensmuster.

Nicht minder chancenlos waren einige „Bühnenkandidaten“, die selbst scheinbar überzeugend dargebrachte Lügen nach einem tiefen Augen-Blick des Ex-Agenten bei sichtlich steigendem Stresspegel nicht aufrecht erhalten konnten. Sie verrieten sich durch kleinste Indizien wie starre Blicke, verzögerte Antworten oder verräterische Reaktionen auf vom Profi suggerierte Verhaltensweisen.

Allein die „Kugel-Nummer“, bei der Martin sich der Aufgabe stellte, die Farbe der in den Händen von vier Kandidaten verborgenen Kugeln herauszufinden, forderte den Profi kurzzeitig heraus – um am Ende erwartungsgemäß souverän zu punkten.

Das gelang ihm ebenfalls mit seinem vom Publikum mit viel Applaus honorierten Gesamtvortrag. Die „Geheimwaffe Vertrauen“ hatte gezündet – frei nach Leo Martins Bestseller „Ich krieg Dich“.

© 2019 Oswald Musielski